Augustinermuseum Rattenberg 2020
In Worten: zwölf
Absagen, Verschiebungen, Improvisationen
Wir alle müssen im Moment mit Mut und Optimismus diese globale Krise meistern.
Das Augustinermuseum Rattenberg hat deshalb spontan seine Tore geöffnet und präsentierte in diesem Sommer zwölf Tiroler Künstlerinnen und Künstler.
Die magische Zahl Zwölf wurde für mich zum übergeordneten Thema bei der Auswahl der Arbeiten. Es ist eine Zusammenstellung von Arbeiten, die in den letzten 18 Jahren entstanden sind und auf diese Art und Weise bzw. teilweise noch nie öffentlich gezeigt worden sind.
Verwirklichung der Erinnerung
zeigt eine Serie von 12 Arbeiten, in Petersburger Hängung präsentiert, so wie sie üblicher Weise in den Kunstsalons, Schlössern und Museen früherer Zeiten zu finden war bzw. ist, in unterschiedlichen Techniken (Siebdruck, Fotografie eines Videostills, Collage, Zeichnung). Trotz ihrer Vielschichtigkeit, die Arbeiten gehören verschiedenen Serien an, entspringen sie einer kreativen Quelle.
Jede Frau, die Leben trägt, ist wie eine Göttin. Sie folgt den Großmüttern, ihren Ahninnen und dem inneren Licht. Durch innere Klarheit erlangt sie Bewusstsein über das höhere Selbst. Das ist der Zeitpunkt des Erwachens. Ich bin die Vielen.
12 Arbeiten aus den Serien Visuelles Tagebuch 2002, Things I Have Learned 2002-20, Still Great Appeal 2008, Chinese Experiences 2009, Roman Times 2010 und eine Serigrafie 2008
1 Being and Becoming, Things I Have Learned, Rapidograph und Edding auf Fabriano 21 x 29,7 cm, 2012
2 Selbstportrait, Serigrafie auf Plexiglas und Karton 41,5 x 31,5 cm, 2008
3 Sternenstaub, Things I Have Learned, Rapidograph auf Fabriano, 21 x 29,7 cm, 2011
4 laBien #2, Things I Have Learned, Rapidograph und Bleistift auf Fabriano, 21 x 29,7 cm, 2010
5 Kronen, Things I Have Learned, Bleistift und Goldlackstift auf Fabriano, 21 x 29,7 cm, 2020
6 eruptiv, Visuelles Tagebuch 2002, Gouache und Kohle auf Papier, 21 x 29,7 cm, 2002
7 und das Leben schöner, Visuelles Tagebuch 2002Collage, 21 x 29,7 cm, 2002
8 Auge, Visuelles Tagebuch 2002, Bleistift und Kohle auf Papier, 21 x 29,7 cm, 2002
9 Pantheon, Roman Times 2010, digitaler Druck auf Millimeterpapier und Alufolie auf Fabriano, 24 x 33 cm, 2010
10 Still Great Appeal 7/9, Videostill, Fotografie auf Dibond, 50 x 70 cm, 2008
11 Cell division #5, Chinese Experiences 2009, Bleistift auf Fabriano, 24 x 33 cm, 2008
12 Baubo #1, Roman Times 2010, Digitaler Druck auf Millimeterpapier, Bleistift und chinesische Opferpapiere auf Fabriano, 24 x 33 cm, 2010
kunstraum pro arte Hallein 2016
Erfahrungen
Zeitgenössische Zeichnung #2: Renate Egger und Ingrid Schreyer
47 Zeichnung aus der Serie Things I Have Learned
Neue Galerie Innsbruck 2011
12920 km
im Rahmen der Open Space Mitgliederausstellung
Wa kei sei jaku (Harmonie, Achtung, Reinheit und Ruhe)
12920 km beschreibt eine reale, tatsächlich zurückgelegte und gleichzeitig eine fiktive Wegstrecke. Im Zeitraum von drei Monaten (10-12/2010) zeichnete ich meine im Zug zurückgelegten Distanzen seismographisch auf. Wie ein Fahrtenschreiber notierte ich die rhythmischen Bewegungen des Zuges, die sich auf meinen Körper übertrugen, die Geschwindigkeit des Zugs vorbeiziehende Ortsnamen oder Wortfetzten meiner Sitznachbarschaft. Das Zeichnen im Zug wurde von einem banalen Ritual zu einem künstlerischen Prozess und bereicherte mein Pendlerdasein zwischen Wien und Linz. Ich wiederholte immer den selben Ablauf: auf einem DIN A4 Blatt wurde zuerst das Datum, die Wegstrecke und die Uhrzeit festgehalten, anschließend begann ich mit den Aufzeichnungen. Im Zeitraum von drei Monaten wiederholte ich den Vorgang 68 mal. Ich vollendete den Vorgang mit der Ergänzung auf einer Strichliste.
Multipliziere ich nun die Distanz zwischen Wien und Linz (190 km) mit der Anzahl der Fahrten (68) ergibt das insgesamt 12920 km – eine relativ weite Strecke. Wohin wäre ich gekommen, wenn ich nicht immer zwischen Wien und Linz hin und her gefahren wäre?
Auf einer Weltkarte ist diese neue Distanz kreisförmig übertragen. Von Wien aus gesehen liegen 13 Orte, die ich besuchen hätte können, in 12920 km Luftlinienentfernung. Aber es gäbe unzählige andere Plätze, für die es keine Bezeichnungen gibt, an denen ich genauso hätte reisen können.
Installation bestehend aus:
Ritus #1
Serie aus 68 Zeichnungen
Rapidograph, Tripulus Textsurfer und Kugelschreiber auf Fabriano, Inkjet Druck oder Papier, je 21 x 29,7 cm, 2010
13 Orte
Lumicolor permanent auf Wand, 2011
wa kei sei jaku
5 Ready-mades und 2 Objekte aus Eisendraht und Kupfer, 2004-2011
pendlerpauschale_teezeremonie
Video, 00:04:13, 2004
12920 km
Lumocolor permanent auf Weltkarte und Papier, 80 x 60 cm, 2011
Ritus #2
Rapidograph, Triplus Textsurfer und Kugelschreiber auf Fabriano, 21 x 29,7 cm, 2010
Stadtgalerie Schwaz 2011
shopping welt (Kuratorin: Cosima Rainer)
All we are living for?
Mit dem Gebrauchswert eines Produkts wird gleichzeitig der emotionale Wert käuflich erworben, es öffnen sich bisher verschlossene Milieus. Dinge, die zusätzliche Möglichkeiten für alternative Biografien öffnen, stärken die Konsumenten und verschaffen Spielräume für neue Lebensmuster. Dieser von Wolfgang Ulrich bezeichneter „kultureller Kapitalismus“ ist eine nicht unbedeutende ökonomische Einflussgröße. Ein Einkauf kann so mitunter stabilisierende Wirkung haben, aus emotionalen Tieflangen befreien oder sogar einen heilsamen Effekt haben. Der Besitz von bestimmten Dingen demonstriert zudem auch die Weltanschauung. Der Konsum von bestimmten Dingen wiederum beeinflusst die Dingwelt von Milieus.
Beim Erwerb von Markenprodukten werden ähnliche Gefühle frei gesetzt wie bei der Wandlung im Gottesdienst. Die Dinge werden so zum Religionsersatz jedoch ohne Inhalt. Allein das Berühren bestimmter Dinge in Geschäften verführt zum Träumen und eröffnet Zugänge in andere Welten, wie das auch beim Lesen eines Romans passiert. Shopping wurde zum beliebten Hobby und ist nichts anderes als eine „Unterhaltung im Dialog mit sich selbst“ (ULRICH, 2009, S. 48). In der neuen Dingkultur werden Waren wie Kunstwerke präsentiert und können so gesehen analog betrachtet werden.
Installation bestehend aus:
Altar
206 x 100 x 100 cm, 2011
Sperrholzplatte und Eiermann-Tischgestell
auf Sockel
270 x 190 x 25 cm
Antependium oder 128 Dinge einer Selfridge-Lady
210 x 136 cm, 2011
Digitaldruck auf BW/Leinen
Berührungsreliquien aus dem 20./21. Jahrhundert
Ø ca. 11,5 cm, Höhe ca. 23 cm, 2011
Kunstpavillon Innsbruck 2010
Zeichnung
mit Miriam Bajtala, Andrea Lüth, Micha Payer und Martin Gabriel
„Ein Thema, das die Künstlerin besonders interessiert, ist der Umgang mit dem Körper in der Zivilisationsgesellschaft. Prothesen, Stützmieder, die den Körper in eine dem Schönheitsideal angenäherte Form bringen, und kosmetische Operationen stehen dabei im Zentrum der Recherche. Die Serie La Bien macht auf subtile Art deutlich, dass das Streben nach (vermeintlicher) Perfektion auch vor den intimsten Zonen nicht Halt macht. Schamlippenkorrekturen sind mittlerweile ein gängiger Geschäftszweig der plastischen Chirurgie. Sind die Schamlippen (Labien) idealtypisch (?) gestutzt, bleibt Überschüssiges Gewebe zurück. Dass die Blume der Nacht unterschiedlichen Geschmacksvorstellungen unterworfen sind, zeigt die Interpretation eines in Japan gängigen Schamhaartoupets.“ (Ingeborg Erhart, 2010)