Things I Have Learned
2020 - 2025
Seit 2008 entsteht mit Things I Have Learned eine fortlaufende Serie aus Zeichnungen die in ihrer formalen Geschlossenheit und thematischen Offenheit ein visuelles Tagebuch innerer und äußerer Erfahrungen entfaltet. Das verbindende Element der Arbeiten ist das Format – DIN A4, Hoch- oder Querformat – ein bewusst gewählter Rahmen, der Intimität und Alltäglichkeit zugleich vermittelt. Dieses Format, vertraut aus der Welt des Schreibens, der Notizen und der Korrespondenz, wird zur Bühne für Reflexion, Selbstbeobachtung und Transformation.
Die Serie ist ein Archiv persönlicher Erkenntnisse, Zweifel und Wünsche – ein visuelles Denken, das Fragestellungen, Feststellungen, Ängste oder Träume in Linien, Flächen und Spuren übersetzt. Jedes Blatt steht für einen Moment des Innehaltens, eine Verdichtung von Erfahrung: Schattendämonen etwa lotet die Dunkelzonen des Bewusstseins aus, während Gedankenkarussell in der Nacht die kreisende Unruhe des Geistes in Bewegung überführt. Der Versuch, Materie zu transformieren verweist auf den schöpferischen Akt selbst – die künstlerische Geste als alchemistischer Prozess, der Stoffliches in Bedeutung verwandelt.
Things I Have Learned ist damit kein abgeschlossenes Werk, sondern ein fortlaufender Prozess. Jede Arbeit fügt sich wie eine Seite eines visuellen Journals in eine größere Erzählung ein – über das Verhältnis von Denken und Fühlen, von Erinnerung und Gegenwart, von Kunst und Erkenntnis. Die Titel fungieren dabei als poetische Koordinaten, als Ankerpunkte im offenen Bedeutungsraum der Bilder. Sie geben Hinweise, irritieren, öffnen Assoziationen. Jede Zeichnung ist ein Versuch, zu begreifen – nicht mit dem Kopf, sondern mit der Hand, der Linie, der Intuition. Das „Lernen“ in diesem Werkzyklus meint nicht Aneignung, sondern Transformation: ein fortwährendes Werden im Dialog mit der Welt.
Die Arbeiten folgen einer Schönheit der Ordnung, die nicht auf Symmetrie oder Regelmäßigkeit beruht, sondern auf lebendigen Strukturen: dem Wachstum von Linien, der Rhythmisierung von Formen, dem Verhältnis von Wiederholung und Variation. Zeichnen wird hier zu einer Form des Nachdenkens – einer Methode, Welt zu verstehen, indem man sie optisch erfasst.
Gold, aufgetragen in Form von Goldlackstift oder echtem Blattgold, setzt Akzente zu den graphischen Kontrasten Schwarz, Weiß und Grau. Sie strahlen wie kleine Boccon d’oro („Bissen aus Gold“) und stellen einen Bezug zum Präsentationsort, dem Wirtshaus Bretze, her. In diesem Kontext wird das „Goldene“ nicht nur materiell, sondern als Haltung verstanden: als bewusster, wertschätzender Blick auf das Gewöhnliche, auf das Kostbare und Genussvolle im Alltäglichen.
Die Motive – Eule, Schlange, Adler, Baum, Wurzeln, Brennnessel, Pomelo, Pinienzapfen, Olive, Cherimoya und die Wüstenrose (als Kristallformation) – bilden ein Netzwerk von formalen und inhaltlichen Bezügen. Sie verweisen auf unterschiedliche Prinzipien des Lebendigen: auf Verwandlung, Anpassung, Fruchtbarkeit, Widerstandsfähigkeit und Wachstum unter extremen Bedingungen. Die Wüstenrose etwa steht für die Fähigkeit, in der Erstarrung neue Struktur zu entwickeln; die Cherimoya, die „Frucht des Herzens“, für Komplexität und Empfindsamkeit. Im alten China galt die Pomelo als Glücks- und Statussymbol.
Zentrale Themen wie Levitieren, Wurzeln, Blubbern und mikroskopische Strukturen wie die intestinalen Zotten (villi) erweitern die Perspektive vom Sichtbaren ins Innere. Anatomische und botanische Formen verschränken sich zu einem Kontinuum des Lebens. Das sogenannte „Bauchgefühl“ wird hier als Form körperlicher Erkenntnis sichtbar – als Wahrnehmung, die sich nicht durch Abstraktion, sondern durch Aufmerksamkeit entfaltet.
In formaler Hinsicht verbindet die Serie zeichnerische Genauigkeit mit Offenheit. Bleistift, Tusche, Gouache, Gold und Collage schaffen vielschichtige Oberflächen. Der Bleistift, in seiner härtesten Form eingesetzt, graviert sich förmlich in das Papier ein und verleiht ihm eine subtile Plastizität – die Oberfläche wird leicht reliefartig, lebendig. Das Zeichnen wird so zu einem physischen Akt, bei dem Denken, Hand und Material untrennbar ineinandergreifen. Gold setzt gezielte Lichtpunkte und verbindet die materielle Spur mit einer gedanklichen Ebene der Reflexion.
So entsteht mit Things I Have Learned ein Werkzyklus, der Wissen als Erfahrung begreift. Die Zeichnungen sind keine Darstellungen, sondern Denk- und Wahrnehmungsräume – konzentrierte Untersuchungen über das Leben als fortlaufenden Lernprozess.
Things I Have Learned
Things I Have Learned besteht aus Zeichnungen und Collagen auf Papier, die seit 2008 entstanden sind. Das Format (DIN A4 Hoch- oder Querformat) ist das verbindende Element der Serie. Things I Have Learned sind visuelle Statements zu Erfahrungen bzw. Erlebnissen der Entstehungszeit, in denen Fragestellungen, Feststellungen, Ängste und Wunschträume thematisiert werden.
Der geschützte Raum wie ein Nest voll Geborgenheit, in dem ich in adoleszenter Weise heranreife. Draußen ist es mir zu grell, lieber verweile ich in einem Höhlendasein. Dann öffne ich mich, wie eine Blume in der Nacht. Eine Fontäne erhebt sich himmelwärts und meine Schambehaarung formt sich frohlockend. Mein heiliger Schrein, ich wandle mich. Der Nesthocker durchlebt haarige Metamorphosen. Ich lecke meine Pfoten oder war alles nur ein Rollenspiel? Ich greife nach meiner Tarnkappe, einer man-made Perrücke. Ich sauge und lecke und mein langer Hals streckt sich. Ich suche die Blüten in der Nacht. Ich atme tief durch und meine Lungenflügel erheben sich. Ein Engelwesen. Mein kleines Herz es ersprießt aus dem Alten. Wieder wandeln sich die Dinge und mein Schild erweicht. Zurück bleiben drei Tröpfchen Blut.
Roman Times
Arkadien, da bin ich und sind WIR geworden
Bereits Goethe berichtet von der dunstigen Klarheit der Landschaft in seiner „Italienischen Reise“. Er liebte das Land, in dem aber nicht nur Zitronen blühen. Rom, einst der Nabel der Welt, gegründet durch Romulus, der wie Remus von einer Wölfin gesäugt wurde. In der ewigen Stadt ist ein anderer Rhythmus spürbar, konserviert in den alten Hüllen, überträgt er sich pulsierend in jede Faser des Seins. Dieser unsterbliche Puls überträgt sich unweigerlich auf das Neue. Ich lege meine Hände auf die Schultern der Wölfin. Ich beginne die Wildfrau zu entdecken. Was ist und bleibt? Da lacht Baubo und lockt durch ihr schallendes Gelächter alle Götter herbei. Das wilde Weibliche ist doch reif und süß wie die Walderdbeeren von Nemi. Ihr zu Ehren feiern wir ein Fest und verbrennen Früchte. Angekommen im Tempel des Weiblichen, fügen sich die Teile eines Puzzles zu einem Ganzen. Unter den vielen Schlüsseln, die wir besitzen, ist es wirklich schwierig, den jeweils passenden zu finden. Im mäandrierenden Fluss des Lebens gibt es viele Platzhalter, aber auch Tür- und Toröffner. Verwegen erhasche ich einen Blick durch eines der Schlüssellöcher. Was sich dahinter verbirgt? Ich öffne, durchschreite das Tor und bin dort angekommen, wo ich hin wollte. Im Land der Erleuchtung. Ich werde empfangen von den Sternen der heiligen Spitze. Eins und Eins ist Drei.
Chinese Experiences
Eine Reise nach China inspirierte zu dieser Serie. Dabei treffen asiatische Philosophien und Alltagsleben aufeinander.